Zum Nachdenken

Zeichen im Sand, Zeichen im Fels

Eine arabische Parabel, die gut zum Thema Rassismus passt: Zwei Männer, einer von ihnen war hellhäutig, der andere war dunkelhäutig, wanderten durch die Wüste.


Das Gute in den Menschen zu sehen, fällt manchmal schwer, besonders wenn rundherum die unerbittliche Wüste ist. (Illustration: Ruzica Eric)

Von Mohammad Hassaneen

Mohammad Hassaneen hat in seiner Heimat Syrien Mathematik studiert. Er wohnt jetzt mit seinem Bruder in Rebstein.


Die Wüste war trocken wie Staub und in ihrer Grausamkeit raubte sie den beiden Männern die ganze Kraft.

Die Sonne brannte mit voler Kraft vom Himmel, und der Sand am Boden verbrannte die Füsse. Beide Männer waren durstig, erschöpft, verzweifelt und hoffnungslos.

Ein Schlag ins Gesicht

Der Hitze ausgeliefert, wollte jeder in einer anderen Wegrichtung weitergehen, um an einen sicheren Ort mit Wasser zu gelangen.

Es ging so weit, dass sie Streit anfingen. In der Hitze der Auseinandersetzung schlug der hellhäutige Mann den dunkelhäutigen ins Gesicht.

Der aber bewahrte Ruhe, setzte sich in den Sand und schrieb mit dem Finger hinein: «Ich habe mich mit jemandem gestritten, und daraufhin schlug er mich ins Gesicht.»

Mit letzter Kraft liefen die beiden Männer weiter bis zu einer Oase, wo es reichlich Wasser gab. Sie löschten ihren Durst und als sie sich erholt hatten, schwammen sie im erfrischenden Nass.

Plötzlich geriet der Mann mit der dunklen Haut in Not und war dem Ertrinken nahe. Dies sah der Hellhäutige.

Er schwamm zu ihm und rettete ihn. Als der gerettete Mann sich vom Schrecken erholt hatte, zog er ein kleines Messer aus seiner Tasche und ritzte folgende Worte in einen Felsen: «Heute wurde ich gerettet».

Dankbarkeit auf ewig

Der andere Mann war darüber sehr erstaunt und fragte ihn:

«Warum hast du, als ich dich geschlagen habe, die Worte in den Sand geschrieben und jetzt, da ich dich gerettet habe, die Worte in den Felsen geritzt?»

Der Dunkelhäutige antwortete ihm: «Ich habe die Worte in den Sand geschrieben, weil der Wind sie schnell wegweht. Aber als du mich gerettet hast, und weil dies eine grosse Sache ist, habe ich die Worte in den Felsen geritzt, damit der Wind sie nicht wegweht, und sie für alle Zeiten verewigt sind.»

Die Erkenntnis am Ende des Traums

Dann bin ich aus meinem Traum erwacht und zur Erkenntnis gekommen: Unwichtig, was Menschen denken oder in welchem Gemütszustand sie sich befinden, wir müssen immer das Gute im Menschen sehen. Es gibt keine absolute Existenz des Bösen.

Es ist nur ein Mangel an Gnade in den Herzen der Menschen. Die Nacht ist ein Mangel an Licht, aber später fängt die Sonne an zu strahlen.

Es spielt keine Rolle, wie lange wir darauf warten müssen, um die Dunkelheit zu beseitigen und die bösen Ursachen zu bekämpfen und zu besiegen.


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